Lange hat es gedauert, bis die Schülerinnen und Schüler wieder vor Publikum musizieren durften. Diese Gelegenheit haben sich Eltern und Großeltern, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde und ehemalige Schüler nicht nehmen lassen und kamen in Strömen zum ersten Schulkonzert seit 2019.
Die Coronaschutzmaßnahmen hatten den Musikensembles am Gymnasium Gernsheim Zwangspausen gebracht. Aber dank der verantwortlichen Musiklehrer wurde es seit 2020 nie ganz still um die Instrumentalklassen. Sogar winterlichen Temperaturen trotzten die Bläserklassen, die ein ganzes Schuljahr lang im Freien spielten, zur Freude und manchmal auch zum Leidwesen der Anwohner der Theodor-Heuss-Straße. Die Streicher spielten währenddessen mit Masken und mit großem Abstand bei geöffneten Fenstern und Türen im Musiksaal.
Seit Herbst 2021 konnten die Musik-AGs wieder halbwegs geregelt proben, wenngleich erst einmal um neue Mitspieler geworben werden musste und die Ensembles wieder neu zusammenwachsen mussten. Leider war es den Schulchören nicht derart schnell wieder möglich zu starten, weil das Singen durch die Hygieneauflagen besonders drastisch eingeschränkt gewesen ist und die Sänger erst jetzt, seit Anfang Mai, überhaupt wieder singen dürfen. Ihre ersten Auftritte müssen also leider noch bis zum nächsten Schulkonzert auf sich warten lassen.
Das diesjährige Konzert, am 13. Mai, war als Musikfest an zwei sich abwechselnden Spielorten konzipiert. Im Schulhof spielten die großen Bläserensembles, in der Aula vorrangig die Streicher. Geplant, organisiert und durchgeführt wurde das Konzert von den Lehrerinnen und Lehrern der Fachschaft Musik. Unterstützt wurden sie von Schülern der Technik-AG, die tatkräftig die Bühne in der Aula aufgebaut und die Licht- und Tontechnik eingerichtet haben. Die Schulfest-AG unter der Leitung ihres verantwortlichen Lehrers Henning Leicht war für die Getränke und Speisen zuständig.
Den Anfang machte die Concert Band (80 Schüler der Bläserklassen 6-8). Sie spielte unter der Leitung von Musiklehrer Thomas Krooß den passenden Soundtrack zur Pandemie mit dem Titel „Drums of Corona“ von Michael Sweeney und beendete ihr eindrucksvolles Programm nach fünf Beiträgen mit „Final Countdown“ von der Rockband Europe. Weiter ging es mit dem Orchester in der Aula (63 Schüler der Streicherklassen 6 und 7), das unter der Leitung von Musiklehrerin Barbara Kiefer vier Musikbeiträge spielte, u.a. „King’s Court“ von Susan Day. Ihre Konzertpremiere feierten im Anschluss die Bläserklassen 5e und 5f. Obwohl sie erst Ende Oktober 2021 mit dem Spiel ihrer Instrumente begonnen haben, gelang beiden Klassen gemeinsam ein toller Auftritt vor ihren begeisterten Eltern und Freunden.
Emotional wurde es dann beim Auftritt des Kammerorchesters, das mit dem alten ukrainischen Volkslied “Verbovaja Doschéchka” sein Programm eröffnete. Dieses Lied spielte Anfang März ein junger Ukrainer in einem Schutzkeller in Kiew auf seiner Geige, während ringsum Bomben fielen. Ein Video davon verbreitete sich rasch im Internet, und es schlossen sich 94 Geigerinnen und Geiger aus 29 Ländern an, begleitet von professionellen Musikern aus verschiedenen Symphonieorchestern. Klanglich besonders eindrucksvoll schlossen die 45 Streicher des Kammerorchesters mit „Deerpath Triptych“ von William Hofeldt ab. Auch die Bläserklassen 6e, 6f und 6g feierten an diesem Abend ihr Debut auf der Bühne bzw. im Atrium des Schulhofes. Sie spielten schnelle und mitreißende Stücke, die sie fleißig und mit viel Spaß im Musikunterricht erarbeitet hatten.
Mit einem klassischen Programm überzeugten die Schülerinnen und Schüler der Streicherklasse 7, die Werke von Scheidt, Dvorak, Händel, Brahms und Offenbach spielten. Das Concertino (14 fortgeschrittene Streicher der Jahrgangsstufen 6-12) bereicherte das Konzert mit Werken von Domenico Gallo, Johann Stamitz und William Hofeldt. Fortgesetzt wurde das Konzert durch die Bläserklasse 7g unter der Leitung ihres Musiklehrers Andreas Mönk mit dem dreiteiligen Werk „Songs of Africa“ von Johnnie Vinson. Auch für diese Schüler war es, genauso wie für die Streicher 7, der erste Auftritt in einem Schulkonzert. Der Lockdown 2020 kam damals für diese Schüler unmittelbar vor ihrem ersten geplanten Auftritt beim Musikklassenabend im März. Das fünfköpfige Blechbläserensemble, bestehend aus zwei Trompeten, Eufonium, Posaune und Tuba, ließ Händels berühmte “Wassermusik” erklingen, bevor die Neuntklässlerin Anne Wolf mehrere Eigenkompositionen am Flügel vortrug.
Den Abschluss im Atrium übernahm danach die ca. 60 Bläser umfassende Symphonic Band. Sie trugen bekannte Werke aus Pop und Jazz vor, wie z.B. „Night Train“ oder „Take on me“.
Zum Abschluss des Musikfestes spielten zwei Ensembles auf der Aulabühne. Die Bläserklasse 9d/e spielte u.a. „Summer Nights“ aus dem Musical „Grease“, „Happy“ von Pharell Williams und ein andächtiges Quodlibet mit dem Titel „Evening Rise“. Die zum Abschluss auftretende Smallband (20-köpfiges Jazzensemble) wurde von sechs Sängerinnen unterstützt, die zusammen mit der Band die legendäre Rocknummer „Old Time Rock’n’Roll“ schmetterten. Außerdem spielte die Smallband Titel wie „September“ von Earth Wind and Fire oder „Man in the Mirror“ von Michael Jackson.
Auch weil die Einnahmen des Konzertes der Ukrainehilfe zugute kommen sollen, rückte der letzte Beitrag des Konzertes den schrecklichen Krieg gegen die Ukraine noch einmal ins Bewusstsein. Mit dem Song „Russians“ von Sting, in dem es um die atomare Bedrohung im Kalten Krieg der 1980er Jahre geht, besangen die gerade erwähnten sechs Schülerinnen die von vielen empfundene Ratlosigkeit angesichts der aktuellen Geschehnisse in Osteuropa.
Andreas Mönk
Foto: Julia Kern